Montag, 24. August 2009

Brunnenfest und Strafmaß






Der Andrang beim Brunnenfest ist nochmal stärker als bei der Premiere 2008. Und die begrenzte Fläche verschafft jedem ein Bad in der Menge, auch Bürgermeistern in spe. Die Stimmung ist entsprechend gehoben und die Band gut aufgelegt. Der Brunnen selbst steht backstage, bekommt aber noch genug Stimmung ab.



Es fallen auch ein paar gute Gespräche an, ein sehr langes dreht sich um Gewalt von jungen Migranten. Die müsste man doch, wenn sie auffällig / gewalttätig geworden sind, direkt vor die (deutsche) Türe setzen. Wenn man versuchen würde, als Deutscher in deren Heimatland das gleiche anzustellen, da würde man aber was erleben. Viel zu lasch alles hier! Meine Meinung dazu: Zuerst einmal sehe ich im Strafrecht grundsätzlich keinen Unterschied zwischen Menschen, die dauerhaft hier leben und keine deutsche Staatsangehörigkeit haben und solchen, die halt Deutsche sind. Die Deutschen kann man nicht heraussetzen - dann die anderen auch nicht. Wenn’s in anderen Ländern nicht rechtsstaatlich zugeht, dann dürfen wir uns das nicht zum Vorbild nehmen, auch nicht nach dem Motto "Auge um Auge, Zahn um Zahn!", oder?
Anders mag es bei jemandem sein, der hier nur durchreist oder "zu Gast" ist. "Gastarbeiter" ist aber insoweit irreführend. Wir haben diese Menschen zum Arbeiten hierher gerufen. Dass sie dann hier Familien begründen, ist nur natürlich. Von den Immigranten sind praktisch alle unauffällig ("Ja, richtig, ich habe viele türkische Arbeitskollegen, die sind voll in Ordnung!"); sie sind sogar besonders bürgerlich und friedlich. Bis eben auf die testosterongeschwängerten jungen Männer - das ist bei "unseren" nicht viel anders -, die Angst haben, nicht den nötigen Respekt zu bekommen, kein attraktives Weibchen und keine sichere Höhle.
Strafrecht und Strafvollzug müssen sich immer auf einer mittleren Position halten, wenn wir klug sind. Zu lasch bringt keine korrigierende Reaktion (für den Einzelnen und für mögliche Nachahmer; der Fachbegriff der Strafrechtler dafür ist Spezial- und Generalprävention). Aber es bringt ebenso wenig, die Daumenschrauben immer weiter anzuziehen: Was dann später aus den Gefängnissen auf die Menschheit losgelassen wird, ist noch viel unberechenbarer und für die Gesellschaft gefährlicher. Die beste Prävention ist eine fördernde Umgebung in einer frühen Phase, allerdings keine Kuschel-Strategie. Menschen sind darauf angelegt, fortlaufend Bewährungen zu suchen. Finden sie sie nicht, werden sie oft in aggressive Langeweile verfallen - und ausrasten, gerade wenn sie sich noch entwickeln. Das Prinzip heißt "Fordern statt verwöhnen" und so heißt auch ein geniales pädagogisches Werk des Autorenteams Hoymar / Ditfurth. Also: Geben wir den jungen Leuten attraktive Entwicklungsmöglichkeiten, dann können wir destruktive Energien zu unserem Nutzen umpolen. Schon Heraklit wusste: Junge Menschen sind keine Gefäße, die abgefüllt werden wollen, sondern Fackeln, die entzündet werden wollen. Etwas moderner heißt der Spruch, diesmal aus der Sicht der jungen Menschen, aber für uns unmittelbar nachvollziehbar: "I love to learn, but I hate to be trained!"
Wichtig sind die frühen Angebote - und da sind auch wir gefordert, mit maximaler Kreativität. Ich könnte mir einen Dichterwettbewerb für junge unentdeckte Talente vorstellen - oder das Suchen und Auszeichnen des besten jungen Komponisten. Meine Frau hat vor einiger Zeit einen jungen Marokkaner unterrichtet. Der Kleine machte sich tiefschürfende Gedanken über den Hintergrund des Stadtnamens "Königswinter" und konnte sich lebhafte Szenarien dazu vorstellen. Solche Talente gibt’s zuhauf - und wenn wir sie nicht entdecken und würdigen, so können sie auf Abwege geraten.

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