Dienstag, 17. März 2009

KFN-Studie zu Jugendgewalt und Rechtsextremismus

Der Bundesminister des Innern Dr. Schäuble präsentiert die Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen / KFN „Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt“ mit aktuellen Aussagen zu Jugendgewalt / Rechtsextremismus. Die Erkenntnisse sind zweischneidig:

  • Die aktive Jugendgewalt ist in Teilen rückläufig, in Teilen jedenfalls nicht anwachsend. Das gilt auch für die Delinquenz von Tätern mit Migrationshintergrund – bei allerdings noch immer strukturell höherer Auffälligkeit gegenüber der vergleichbaren „deutschen“ Alterskohorte (Thesen 1 – 7 der hier verlinkten Zusammenfassung der KFN-Studie).
  • Auf der anderen Seite: Eine erschreckend hohe Ausländerfeindlichkeit verschiedener Ausprägungen bei der männlichen, in geringerem Umfang bei der weiblichen deutschen Jugend (These 9 der Studie; These 8 betrifft den Drogenkonsum als Risiko-erhöhenden Faktor). Fast 30% der Jugendlichen stimmen der Aussage zu „In Deutschland gibt es zu viele Ausländer“, ca. die Hälfte dieser Gruppe offenbaren offen ausländerfeindliche Einstellungen, eindeutig rechtsextrem sind ca. 5%, will sagen: Ausländerfeindlichkeit gepaart mit entsprechendem Verhalten. Im Vergleich zwischen Jungen und Mädchen dominieren die Jungen deutlich und zeigen noch erschreckendere Quoten: „eindeutig zu viele Ausländer“ unterschreiben 37% (weiblich: 23%), auspeprägte Ausländerfeindlichkeit zeigen 19% (9,6%), ausgeprägten Rechtsextremismus 8,1% (2,3%) und starken Antisemitismus 6,4% (2,1%).

Erschreckend auch die Reaktion Schäubles bei der Präsentation: Das mit der Ausländerfeindlichkeit sei ihm vorher so nicht gegenwärtig gewesen. Der Plan: Vorhandene Programme und Maßnahmen müssten nach gehöriger Auswertung der Ergebnisse verstärkt angewandt werden. Das erinnert etwas an den PISA-Schock. Die Politik hatte sich jahrelang ein falsches Bild der Realität gemacht, mindestens hatte sie aktuell die gebotenen Indikatoren nicht verwendet, hatte keine langfristige Strategien erarbeitet.

Konsequenz im kommunalen Bereich: Die Bürger/innen und die Kommune sollten aus meiner Sicht höchst wachsam sein. Und sie sollten der nach der Studie ebenfalls anwachsenden rechtsextremen Organisation mit geeigneten Mitteln aktiv entgegen treten: Z.B. durch attraktive Angebote für Jugendliche ebenso wie durch das konsequente Nachverfolgen ausländerfeindlicher Schmiereien.

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